(1) "Das monarchische Prinzip und die konstitutionelle Verfassung", in: Otto Hintze, Staat und Verfassung. Gesammelte Abhandlungen Bd. 1, hg. v. Gerhard Oestreich (Göttingen, 1970), S. 359 (zuerst Preußische Jahrbücher, 144, S. 341 - 412).



2) Ernst-Wolfgang Böckenförde, "Der Verfassungstyp der deutschen konstitutionellen Monarchie im 19. Jahrhundert", in: ders. (Hrsg.), Moderne deutsche Verfassungsgeschichte 1815 - 1918, (Köln, 1972), S. 146; vgl. auch Ernst Rudolf Huber, Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 3 (2. Aufl., Stuttgart u.a., 1968), S. 4 - 20.


3) Zur Bedeutung Otto Hintzes als ein früher Mittler zwischen Soziologie und Geschichtswissenschaft vgl. u.a. Jürgen Kocka, "Otto Hintze", in: Hans-Ulrich Wehler (Hrsg.), Deutsche Historiker (Göttingen, 1973), S. 275 - 298.


4) O. Hintze, Prinzip, S. 2.


5) Ebd., S. 337 f.


6) Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriß der verstehenden Soziologie (5. Aufl., Tübingen, 1972), S. 174.


7) "Parlament und Regierung im neugeordneten Deutschland", in: ders., Gesammelte politische Schriften, hg. v. Johannes Winckelmann (3. Aufl., Tübingen 1971), S. 384 (zuerst 1918 in der von Siegmund Hellmann herausgegebenen Schriftenreihe "Die innere Politik").


8) "Auf der jetzigen deutschen Entwicklungsstufe kann die Initiative des Reichstages nur gering sein. In dieser Hinsicht bietet die Verfassung mehr, als was bis heute der Reichstag leisten kann. So lange die Parteien sich gegenseitig aufheben, ist das Recht des Reichstages, seinerseits Gesetze vorzuschlagen, beinahe ein schlummerndes Recht. ... Über Vergewaltigung des Reichstages zu deklamieren ist ziemlich zwecklos, solange er nicht von sich aus fähig ist, bei großen gesetzgeberischen Aktionen eine feste Grundlage zu bieten." Demokratie und Kaisertum. Ein Handbuch für innere Politik (4. Aufl., Berlin, 1905), S. 54.


9) Ebd. S. 170f. Ähnliche Argumente, die sich zumindest implizit gegen "Schuld" und "Versagen" als normative Kategorien einer Analyse des politischen Verhaltens der parlamentarischen Führungsgruppen des Kaiserreichs wenden, finden sich in der neueren Literatur u.a. bei Gerhard A. Ritter, Die deutschen Parteien 1830 - 1914 (Göttingen, 1985), S. 87 u. Peter Molt, Der Reichstag vor der improvisierten Revolution (Köln u. Opladen, 1963), S. 24f. Theoretisch verallgemeinernd, aber mit empirischen Bezügen auf den "Fall" Deutschland vgl. Gerhard Loewenberg, "The Influence of Parliamentary Behavior an Regime Stability: Some conceptual classifications", in: Comparative Politics 3 (1971), S. 177 - 200. Der locus classicus für die These, daß die deutschen Parteien vor 1933 zur Durchsetzung demokratischer Institutionen, zur Integration der Bevölkerung in ein allgemeines Staatsbürgertum und zur Verwirklichung sozialer Gleichheitsansprüche unfähig waren, weil sie in ihrer Entstehung und Erhaltung "politische Aktionsausschüsse" relativ geschlossener sozialmoralischer Milieus gewesen seien, ist nach wie vor M. Rainer Lepsius "Parteiensystem und Sozialstruktur: zum Problem der Demokratisierung der deutschen Gesellschaft", in: Gerhard A. Ritter (Hrsg.), Deutsche Parteien vor 1918 (Köln, 1973), S. 56 - 80 (zuerst 1966). Die Aussagen Lepsius' beziehen sich jedoch fast ausschließlich auf das Parteiensystem als "Ausdruck und Träger bestimmter politischer Grundorientierungen, die durch soziale Strukturzusammenhänge vorgeprägt sind und konstitutive soziale Konflikte innerhalb einer Gesellschaft reflektieren" (S. 61), während die Eliten weitgehend ausgeblendet bleiben. Nur an einer Stelle verweist er auf eine besondere Gefahr, die davon ausgeht, daß die sozialmoralischen Milieus "jeweils von einer homogenen Führungsschicht in ihren intermediären Gebilden" beherrscht werden: "In einem zirkulären Prozeß verengt sich dann der Aktionsbereich der politischen Führung auf die Interessen der herrschenden Milieurepräsentanten und trägt zugleich zum weiteren Auszug der von diesen nicht artikulierten Bevölkerungsteile, damit aber zu einer weiteren Verengung des eigenen Aktionsbereichs bei" (S. 68). Den Endpunkt dieser Abwärtsspirale bildet eine Situation, in der die Milieuparteien auf relativ kleine und isolierte Gesinnungsgemeinschaften einschmelzen, während immer größere Bevölkerungsteile politisch freigesetzt werden; ein Szenario, das deutlich auf die Schlußphase der Weimarer Republik verweist. Die "Milieurepräsentanten" haben in diesem Argument die Stellung einer intervenierenden Variablen: die Struktur der Führungsschichten verstärkt oder bremst die Dynamik des soziopolitischen Segmentationsprozesses.


10) Vgl. u.a. Heinz Eulau u. Katherine Hinkley, "Legislative Institutions and Processes", in: James A. Robinson (Hrsg.), Political Science Annual (Indianapolis, 1966), S. 85 - 102 u. G. Loewenberg, Influence, S. 177 - 179.


11) 0. Hintze, Prinzip, S. 381.


12) Vgl. M. Weber, Parlament, S. 382 f. Auch Max Weber erkannte ein Spannungsverhältnis zwischen Demokratisierung und Parlamentarisierung, ohne sich der Meinung O. Hintzes anzuschließen, daß "wirklicher Parlamentarismus nur bei einem Zweiparteiensystem und nur bei einer aristokratischen Honoratiorenherrschaft innerhalb der Parteien möglich" sei: "Der Bestand und die formale Machtstellung der Parlamente ist durch die Wahlrechtsdemokratie an sich nicht bedroht" (S. 383, Hervorheb. v. Verf.). Die Frage nach dem Verhältnis von Repräsentativdemokratie und parlamentarischem Regierungssystem wurde grundlegend in den Anfangsjahren der Weimarer Republik debattiert Vgl. u.a. Hugo Preuß, Staat, Recht und Freiheit (Tübingen, 1926). Literaturzusammenstellung in: Ernst Rudolf Huber , Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789, Bd. 6 (Stuttgart u.a., 1981), S. 39 f.


13) Unter den Etiketten der "agglutination", "interlockingness" oder "cohesiveness" wurde die Integration von Führungsgruppen in verschiedene Theoriengebilde als die Bedingung für die Stabilität politischer, insbesondere repräsentativer Institutionen eingeführt. Vgl. u.a. Harold D. Lasswell, "The Elite Concept", in: ders. u.a., The Comparative Study of Political Elites. An Introduction and Bibliography (Stanford, 1952), S. 6 - 21; Samuel P. Huntington, Political Order in Changing Societies (New Haven u. London, 1968); Lester G. Seligman, Recruiting Political Elites (New York, 1971); Carl Beck, "Introduction", in: ders. u.a., Comparative Communist Leadership (New York, 1973).


14) Vgl. u.a. Giovanni Sartori, "Anti-Elitism Revisted", in: Government and Opposition 13 (1978), S. 58 - 80. Vgl. auch M. Rainer Lepsius, "From Fragmented Party Democracy to Government by Emergency Decree and National Socialist Takeover: Germany", in: Juan J. Linz u. Alfred Stephan (Hrsg.), The Breakdown of Demokratic Regimes (Baltimore u. London, 1978), S. 35: "The strength of the democratic potential of a political system can be measured by the votes for parties committed to democratic institutions."


15) G. Lowell Field u. John Higley, Eliten und Liberalismus. Ein neues Modell zur geschichtlichen Entwicklung der Abhängigkeit von Eliten und Nicht-Eliten. Zusammenhänge, Möglichkeiten, Verpflichtungen (Opladen, 1983), S. 64. Field u. Higley formulieren ihre Hypothese als allgemeine Gesetzmäßigkeit: "As the causal variable, an elite state always predates the stability or instability of political institutions". Dies., "National Elites and Political Stability", in: Gwen Moore (Hrsg.), Studies of the Structure of Nationale Elite Groups (Research in Politics and Society. A Research Annual, Bd. 1, Greenwich/Conn., 1985),S. 7.


16) Gesellschaft und Demokratie in Deutschland (München, 1965), S. 257 - 260 (vgl. insbesondere die "Vier Idealtypen von Machteliten"). Ähnlich entschieden wie Field u. Higley formulierte bereits Dahrendorf: "Der repräsentative Staat in liberaler Verfassung kann nicht nur, sondern muß eine etablierte politische Klasse haben" (S. 302). Vgl. auch den Beitrag von Ursula Hoffmann-Lange in diesem Band.


17) Ausführlicher demnächst: Heinrich Best. Die Männer von Bildung und Besitz. Struktur und Handeln parlamentarischer Führungsgruppen in Deutschland und Frankreich 1848/49 (Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Düsseldorf, 1989).


18) Kurt Kluxen, Geschichtliche Grundlagen des Parlamentarismus: "Einführung", in: ders. (Hrsg.), Parlamentarismus (3. Aufl., Köln u. Berlin, 1971), S. 91 - 98.


19) Zur Terminologie vgl. Franz Urban Pappi, "Sozialstruktur, gesellschaftliche Wertorientierung und Wahlabsicht", in: Politische Vierteljahresschrift 18 (1977), S. 195.


20) Vgl. Gerhard Lehmbruch, Proporzdemokratie: Politisches System und politische Kultur in der Schweiz und in Österreich (Tübingen, 1967); Arend Lijphart, "Typologies of Democratic Systems", in: Comparative Political Studies 1 (1968), S. 12 - 24 u. ders., Democracy in Plural Societies: A Comparative Exploration (New Haven, 1977); Eric A. Nordfinger , Conflict Regulation in Divided Societies (Cambridge/ Mass., 1972).


21) Zusammenfassend: Mattei Dogan u. Dominique Pelassy, How To Compare Nations. Strategies in Comparative Politics (Chatham/N. J., 1984), S. 84 - 89. Auch A. Etzioni und G. Sartori verweisen auf den Umstand, daß der Zusammenhang zwischen der "Responsivität" der Eliten und der Stabilität repräsentativer Institutionen nicht linear, sondern umgekehrt U-förmig verläuft: Politische Führungsgruppen müssen über ausreichende Handlungsspielräume verfügen, um ihre Integrationsfunktion im politischen System wahrnehmen zu können. Amitai Etzioni, The Active Society. A Theory of Societal and Political Processes (London u.a., 1968), S. 505; G. Sartori, Anti-Elitism, S. 58 - 80. Zur Bedeutung der Eliten für die Formierung sozialkultureller Cleavages vgl. auch William Clagett et. al., "Political Leadership and the Development of Political Cleavages: Imperial Germany, 1871 - 1912", in. American Journal of Political Science, 26 (1982), S.643-663.


22) Heinrich Best, "Biographie und politisches Verhalten: Wirtschaftliche Interessen, Sozialisationserfahrungen und regionale Bindungen als Determinanten parlamentarischen Entscheidungshandelns in Deutschland, Frankreich und Großbritannien um die Mitte des 19. Jahrhunderts," in: Wilhelm H. Schröder (Hrsg.), Lebenslauf und Gesellschaft (Stuttgart, 1985), S. 183.


23) Theodore M. Newcomb, The Acquaintance Process, (New York, 1961) u. Edward O. Laumann, Prestige and Association in an Urband Community (Indianapolis, 1966). Eine frühe elitensoziologische Anwendung ist die Untersuchung von John Porter, The Vertical Mosaic: An Analysis of Social Class and Power in Canada (Toronto, 1965).


24) Peter M. Blau, "Parameters of Social Structure", in: American Sociological Review 39 (1974), S. 615 - 635.


25) Die Darstellung folgt hier Bernd Wegener, "Vom Nutzen entfernter Bekannter", in: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie 39 (1987), S. 280 u. 284.


26) Ähnliche Argumente finden sich auch bei James J. Sheehan, "Conflict and Cohesion among German Elites in the Nineteenth Century", in: ders. (Hrsg.), Imperial Germany, (New York u. London, 1976), S. 62 - 92.


27) Heinrich Best, "Politische Modernisierung und parlamentarische Führungsgruppen in Deutschland 1867 -1918", in: Historical Social Research/Historische Sozialforschung 13, H. 1 (1988), S. 5 - 74 (vor allem S. 11 - 16). In der vorliegenden Untersuchung werden die Zeitreihen erstmals bis zum Jahr 1933 ausgedehnt.


28) Grundlegend: Dietrich Rüschemeyer, "Partielle Modernisierung", in: Wolfgang Zapf (Hrsg.), Theorien des sozialen Wandels (4. Aufl., Königstein/Ts., 1974), S. 382 - 396. Bis 1918 wird hier mit einiger Ausführlichkeit auf den Gegensatz zwischen der SPD und den sogenannten "bürgerlichen" Parteien einzugehen sein, der im Kaiserreich die tiefste Spaltung zwischen politischen Gemeinschaften erfaßt. Während die SPD bis in den Weltkrieg hinein "Gettopartei" blieb, war sie die einzige Konfliktgruppe, die erst nach der Reichsgründung zur bedeutsamen politischen Kraft wurde. Die gewählte Betrachtungsweise kontrolliert so gewissermaßen den Effekt, den das Erscheinen dieses Neulings auf die Struktur der parlamentarischen Führungsgruppen des Kaiserreichs hatte. Die Zeitreihe für die sozialdemokratischen Abgeordneten setzt erst mit dem Reichstag von 1884 ein, in den die SPD insgesamt 25 Abgeordnete entsandte und in dem sie erstmals Fraktionsstatus erhielt. Zuvor werden ihre Prozentsatzprofile zu stark durch einzelne Aus- und Eintritte beeinflußt. Bei der Fortsetzung der Zeitreihen in die Weimarer Republik werden dann zwei weitere Neuzugänge auf der politischen Bühne gesondert ausgewiesen: die KPD und die NSDAP, beide ebenfalls von dem Zeitpunkt an, zu dem sie mehr als 25 Abgeordnete stellten.


29) Philippe Cibois, "Le dépouillement d'enquéte par la méthode Trideux: developpements récents", in: J. Diday u.a., Data Analysis and Informatics IV (Amsterdam, 1986), S. 619 - 624; vgl. auch Anm. 59.


30) S. Huntington, Order, S.72f.


31) Errechnet nach Gerd Hohorst u.a., Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch, Bd. 2: Materialien zur Statistik des Kaiserreichs 1870 - 1914 (2. Aufl., München , 1978), S. 52.


32) Vgl. u.a. Gerhard A. Ritter (u. Mitarb. v. Merith Niehuss), Wahlgeschichtliches Arbeitsbuch. Materialien zur Statistik des Kaiserreichs 1871 - 1918 (München, 1980), S. 25 -29.


33) Jean-Marie Mayeur,La vie politique sous la Troisième République 1870 - 1940 (Paris, 1984), S. 188 - 191.


34) Karl-Egon Lönne, Politischer Katholizismus im 19. und 20. Jahrhundert (Frankfurt a. M., 1986), S. 157 - 174.


35) H. Best, Modernisierung, S. 35f.


36) Detlef Bald, Der deutsche Offizier. Soziale und Bildungsgeschichte des deutschen Offizierskorps im 20. Jahrhundert (München, 1982), S. 97.


37) Nikolas von Preradovich, Die Führungsschichten in Österreich und Preußen 1864 - 1918 (Wiesbaden, 1954).


38) Errechnet nach Mattei Dogan, "Les filières de la carrière politique en France", in: Revue fran&ccddil;aise de sociologie 8 (1967), S. 496 (Tableau I: La noblesse declinante et la bourgeoisie montante).


39) Maxwell E. Knight, The German Executive 1890 - 1933 (2. Aufl., Stanford, 1955), S. 33; M. Dogan, Filières, S. 471 (Tab. 111: Origine sociale des ministres).


40) Vgl. Abschn. 111.5. Pierre Birnbaum verwendet das Begriffspaar von "Fusion" und "Dissoziation", um die wechselnden Konstellationen zu beschreiben, in denen in Frankreich "Verwaltung", "Politik" und "Wirtschaft" aufeinander bezogen waren. Das Parlament ist der Ort, an dem sich die Konflikt- und Bündniskonstellationen dieser Mächte formieren. Vgl. ders., Les sommets de l'Etat (Paris, 1977), S. 184f. u. "Institutionalization of Power and Integration of Ruling Elites", in: European Journal of Political Research 6 (1978), S.105-115.


41)Zur Abgrenzung von demographischer und Interessenrepräsentation vgl. Ursula Hoffmann-Lange, "Eliten und Demokratie in der Bundesrepublik", in: Max Kaase (Hrsg.), Politische Wissenschaft und politische Ordnung. Analyse zur Theorie und Empirie demokratischer Regierungsweise (Festschrift für Rudolf Wildenmann, Opladen, 1986), S. 326 f.


42) H. Best, Modernisierung. S. 18 - 22.


43) So in den Rätekonzeptionen von Cohen, Kaliski, Breitscheid und Sinzheimer. Vgl. Peter Lösche, "Rätesystem im historischen Vergleich", in: Probleme der Demokratie heute, Sonderheft 2 der Politischen Vierteljahresschrift (1970), S. 79f. Zur Restabilisierung der europäischen Gesellschaften nach dem Ersten Weltkrieg durch einen Prozeß der "Korporierung" vgl. Charles Maier, Recasting Bourgeois Europe. Stabilisation in France, Germany, and Italy in the Decade after World War 1 (Princeton, 1975), S. 9 - 42.


44) S. Huntington bestimmt den Grad der Institutionalisierung eines politischen Systems durch seine Anpassungsfähigkeit, Komplexität, Autonomie und Kohärenz. Eine partizipatorische Demokratie kann danach nur entstehen und überdauern, wenn der Grad der Institutionalisierung des politischen Systems einen hohen wert erreicht und segmentäre Strukturen überwunden werden. Ein niedriger Institutionalisierungsgrad führt dagegen zur Ausbildung „prätorianischer“ Systeme, die dadurch gekennzeichnet sind, dass in ihnen soziale Großgruppen mit ihren spezifischen außerinstitutionellen Mitteln unmittelbar in das politische Geschehen eingreifen und dadurch dauernde Instabilität erzeugen (Political Order, S. 12, 192 - 263).


45) Parlament, S. 313. 46) Ebd., 320.



47) Die Parlamentarisierung des Deutschen Reiches (Düsseldorf, 1977), vor allem S. 26 - 29 u. 36 - 38. Zur Bedeutung positionaler Verflechtung für die Elitenintegration und die Etablierung bzw. Stabilisierung repräsentativer Institutionen vgl. die Literatur in Anm. 12 - 14 u. Ursula Hoffmann-Lange u.a., Konsens und Konflikt zwischen Führungsgruppen in der Bundesrepublik Deutschland. Eine empirische Analyse (Frankfurt a. M., 1980), S. 38 passim. Vgl. auch Erwin K. Scheuch, "Continuity and Change in German Social Structure", in: Historical Social Research/Historische Sozialforschung 13, H. 2 (1988), S. 71 - 77 (verfaßt 1968).


48) Vgl. jetzt auch die Einzelnachweise in J. C. Röhl, Kaiser, Hof und Staat. Wilhelm II. und die deutsche Politik (München, 1987), S. 160.


49) Vgl. Die Kabinettslisten in Karl Dietrich Bracher, Die Krise Europas 1917 - 1975 (Frankfurt a. M. u.a., 1977), S. 436 f. u. Wolfgang Zapf, Wandlungen der deutschen Elite. Ein Zirkulationsmodell deutscher Führungsgruppen 1919 - 1961 (München, 1965), S. 218f.


50) Vgl. u.a. den Forschungsüberblick in Gerhard A. Ritter, "Kontinuität und Umformung des deutschen Parteiensystems 1918 - 1920", in: ders., Arbeiterbewegung, Parteien und Parlamentarismus. Aufsätze zur deutschen Staats- und Verfassungsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts (Göttingen, 1976), S. 116 - 157 (zuerst 1970).


51) Vgl. Robert D. Putnam, The Comparative Study of Political Elites (Englewood Cliffs/N.J., 1976), S. 179 - 183. Noch größer als die Verzögerung sozioökonomischen Wandels ist die Beharrungstendenz bei den grundlegenden Normen und Verhaltensmustern der politischen Elite: "In Britain, for example, aristocratic values and political style have lingered an the parliamentary milieu long after the landed gentry lost their numerical superiority" (ebd., S. 9. 182).


52) R. Putnam, Study, S. 32f. u. Figure 2 - 2, S. 34.


53) H. Best, Modernisierung, S. 45 - 52 u. Tabelle 1, S. 14.


54) Zur Abgrenzung beider Begriffe vgl. S. 181 f. Der hier verwendete Begriff der Segmentation folgt einer Definition von Erwin K. Scheuch (Continuity, S. 35f), nach der Segmentation als eine Form der "Indifferenz zwischen Systemelementen" aufzufassen ist. Tritt diese Indifferenz zwischen Systemebenen auf, führt das zu einer hohen Vereinbarkeit der gleichen Gesellschaftsordnung mit unterschiedlichen politischen Ordnungen; tritt sie zwischen funktionalen gesellschaftlichen Bereichen auf, führt das zu einer hohen Vereinbarkeit mit unterschiedlichen politischen Zielen und Inhalten. Beide Varianten der Segmentation kennzeichnen nach unseren Befunden das Verhältnis von Sozialsystem und politischem System in Deutschland bis 1933.


55) Herman J. Loether u. Donald G. McTavish, Descriptive Statistics for Sociologists (Boston, 1974), S. 197.


56) Dieser Sachverhalt läßt sich eindrucksvoll an der konfessionellen Zusammensetzung des Reichstages von 1893 aufzeigen, bei dem Cramer's V seinen höchsten, in empirischen Untersuchungen nur sehr selten beobachteten Wert erreicht: Unter den insgesamt 267 Abgeordneten der Konservativen, beider Flügel des Liberalismus und der Sozialdemokratie waren nur 5 % Katholiken, während 68 % der Katholiken dem Zentrum angehörten, die übrigen überwiegend den Vertretungen der kulturellen Minoritäten – 1871 hatten die entsprechenden Werte noch bei 13 % und 53 % gelegen. 98 % der nicht an eine der christlichen Konfessionsgemeinschaften gebundenen Abgeordneten gehörten 1893 der sozialdemokratischen Fraktion an.


57) Zur Konfessionszusammensetzung der deutschen Bevölkerung in der Weimarer Republik vgl. Dietmar Petzina u.a., Sozialgeschichtliches Arbeitsbuch 3: Materialien zur Statistik des Deutschen Reiches 1914 - 1945 (München, 1978), S. 31 (Tabelle 5d: Bevölkerung nach Religionszugehörigkeit. Zugrundegelegt wurde der Wert von 1933).


58) Vgl. Wilhelm Heinz Schröder, "Einleitung", in: Sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete und Reichtagskandidaten 1898 - 1918. Biographisch-Statistisches Handbuch (Düsseldorf, 1986), S. 19f. Vgl. auch H. Best, Modernisierung, S. 48 (Tabelle 2: Regionale Disparitäten des Wählerverhaltens).


59) Die Darstellung des Verfahrens folgt überwiegend Jörg Blasius, "Korrespondenzanalyse – Ein multivariates Verfahren zur Analyse qualitativer Daten", in: Historical Social Research/Historische Sozialforschung 2 (1987), S. 172 - 189. Hier auch weitere Literatur.


60) M. R. Lepsius, Parteiensystem, S. 68.


61) Den Höhepunkt markiert der Reichstag von 1874, in dem die verschiedenen liberalen Gruppierungen zusammen etwa 52 % der Sitze erhielten, den Tiefpunkt die Reichstage ab 1932, in denen ihr Anteil zwischen 1 % - 2 % fluktuierte. Vgl. den Beitrag von Immerfall in diesem Band sowie die Angaben über die Mandatsverteilungen in G. A. Ritter, Arbeitsbuch u. K D. Bracher, Krise, S. 432.


62) Vgl. Lorwin, "Segmented Pluralism", in: Comparative Politics 3 (1971), S. 141 - 145.


63) Vgl. Hans-Ulrich Wehler, Das deutsche Kaiserreich 1871 - 1918 (3. Aufl., Göttingen, 1977), S. 96 u. bereits M. R. Lepsius, Parteiensystem, S. 78.


64) D. Blasius, Korrespondenzanalyse, S. 187.


65) Talcott Parsons, The Social System (London, 1951), S. 63 - 65 u. 117 - 119.


66) Jean-Marie Mayeur, Les débuts de la IIIe République 1871 - 1898 (Paris, 1973), S. 134 - 153; G.D.H. Cole, A Short History of the British Working Class Movement 1798 - 1947 (7. Aufl., London, 1967).


67) M. Weber, Parlament, S. 384; vgl. auch Hagen Schulze, "Vom Scheitern einer Republik", in: Karl Dietrich Bracher u.a. (Hrsg.), Die Weimarer Republik 1918 - 1933. Politik - Wirtschaft - Gesellschaft (Düsseldorf, 1987), S. 623: "Jede Partei hielt sich selbst für den Sachwalter des Ganzen, erhob einen an's Religiöse streifenden Anspruch auf Allgemeingültigkeit und versprach ihren Anhängern eher Kirche denn Interessenvertretung zu sein."


68) Vgl. u.a. Lothar Gall, Bismarck. Der weiße Revolutionär (Frankfurt a. M., 1980), S.600-618.


69) G. A. Ritter, Kontinuität, S. 119.


70) Vgl. u.a. Klaus Erich Pollmann, Parlamentarismus im Norddeutschen Bund 1867 - 1870 (Düsseldorf, 1985), S. 513 - 520. Unsere Befunde unterstützen die Schlußfolgerungen von Margaret L. Anderson und Keneth Barker, daß "contrary to some sociological opinion (gemünzt auf R. M. Lepsius, der Verf.), the catholic 'milieu' did not enter the Empire as a fully organized, self-conscious subculture. The catholic subculture . . ., was fully formed as a political entity only as a by-product of the formation of a German national culture defined as hostile to Catholicism – a process that was completed only in 1874". In: "The Myth of the Puttkamer Purge and the Reality of the Kulturkampf: Some Reflections an the Historiography of Imperial Germany", in: Journal of Modern History 54 (1982), S. 682.


71) Vgl. Jürgen Falter u. Dirk Hänisch, "Die Anfälligkeit von Arbeiten gegenüber der NSDAP bei den Reichstagswahlen 1928 - 1933" in: Archiv für Sozialgeschichte 26 (1986), S. 214 - 216.


72) Vgl. Anm. 4.


73) H. Best, Modernisierung, S. 29 - 34.


74) Klaus Schwabe, "Der Weg der Republik vom Kapp-Putsch 1920 bis zum Scheitern des Kabinetts Müller 1930", in: K.D. Bracher, Weimarer Republik, S. 132 f. u. Heinrich August Winkler, Der Schein der Normalität. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1924 bis 1930 (Berlin 1985), S. 736 ff. Zur Rolle der Gewerkschaften vgl. jetzt auch Heinrich Potthoff, Freie Gewerkschaften 1918 bis 1933 (Düsseldorf, 1987), S. 238 - 314.


75) Vgl. jetzt Ekkart Zimmermann, "Government stability in six European countries during the world economic crisis of the 1930s: some preliminary considerations", in: European Journal of Political Research 15 (1987), S. 23 - 52.


76) Vgl. die Beiträge in Erich Mathias u. Rudolf Morsey (Hrsg.), Das Ende der Parteien 1933 (Düsseldorf,1960); neuerdings: Manfred Funke, Republik im Untergang. Die Zerstörung des Parlamentarismus als Vorbereitung der Diktatur, in: K.D. Bracher u.a., Weimarer Republik, insbes. S. 524 - 531.


77) Vgl. M. R. Lepsius, Parteiensystem; ders., Democracy u. ders., Extremer Nationalismus. Strukturbedingungen vor der nationalsozialistischen Machtergreifung (Stuttgart u. a., 1966).


78) Wichtig ist hier der Hinweis, daß wir nicht lediglich Unterschiede des "sozialen Hintergrundes" zwischen den Vertretern verschiedener Parteigruppierungen beobachten, sondern "strukturelle Kristallisationen", das heißt: ein Muster, bei dem die "Positionsinhaber in verschiedenen Strukturen ähnlich angeordnet sind, beziehungsweise ... die Distanzen der Positionsinhaber stark positiv korrelieren." Eine solche Struktur vergrößert die Homogenität der Beziehungsformen in den Konfliktgruppen und vertieft die Spaltungen zwischen ihnen. Vgl. Franz Urban Pappi, Sozialstruktur und politische Konflikte in der Bundesrepublik. Individual- und Kontextanalysen der Wahlentscheidung (unveröffentl. Habilitationsschrift eingereicht der hohen Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, o. J.) S. 287. Die Tatsache, daß Konfessionen die Kristallisationskerne dieser Struktur bildeten, minderte zusätzlich die Integrationskraft des Reichstages, denn Interessengegensätze lassen sich leichter mediatisieren als Gesinnungskonflikte.


79) "The Holocaust. Anomic Hobbesian 'State of Nature"', in: Zeitschrift für Soziologie 7 (1978), S. 303 - 326. Vgl. zur Diskreditierung parlamentarischer Regierungsweise Karl Dietrich Bracher, Die Auflösung der Weimarer Republik. Eine Studie zum Problem des Machtverfalls in der Demokratie (5. Aufl., Villingen, 1971), S. 26 - 86.


80) Wilhelm Hennis, "Parteienstruktur und Regierbarkeit", in: ders., u.a. (Hrsg.), Regierbarkeit, Studien zu ihrer Problematisierung 1 (Stuttgart, 1977), S. 46.